Die Telefon Liebe

Nach der Trennung von meiner Frau lebte ich erst einmal allein – ohne jede Beziehung.
Es war eine stille, suchende Zeit.
Doch durch meine Chatfreunde kam ich schließlich nach Köln – und ein neues Kapitel meines Lebens begann.

Der Auslöser war am Ende die Telefonliebe.

Meine Gedanken wandern, und gerade bin ich wieder in jener Zeit gefangen,
als mir etwas fast Unglaubliches geschah:
Der Augenblick, in dem ich mich – Knall auf Fall – in eine Stimme am Telefon verliebte.

Durch den Behinderten-Fahrzeugbau und meine Werkstatt hatte ich täglich mit vielen Menschen zu tun.
Und gerade in jener Phase, als sich meine zweite Ehe dem Ende neigte, kam eines Tages ein Anruf aus der Schweiz.
Am Apparat war Katrin.

Von der ersten Sekunde an war ich gefangen.
Gefangen von allem, was ich in dieser Stimme hörte –
vom Klang, vom Rhythmus, von der Art, wie sie sprach.
Es war keine erotische Stimme im klassischen Sinn –
ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.
Es war vielmehr ihre Offenheit, ihre Klarheit, ihre Wärme.
Und wie beim Lesen zwischen den Zeilen hörte ich auch in ihrer Sprache etwas,
das mich sofort und tief faszinierte.

Sie traf all meine Sympathienerven auf den Punkt.
Und so freute ich mich auf jeden Anruf – bis ich mich schließlich nicht mehr zurückhalten konnte
und ihr von meinen Empfindungen erzählte.

Es beruhte auf Gegenseitigkeit.
Unfassbar.
In der Folge gab es viele weitere Gespräche – wunderschöne, ehrliche, intensive Telefonate.
Und in keinem Gespräch erfuhr ich Dinge, die ich nicht schon zuvor,
in all den geschäftlichen Kontakten, unterschwellig gespürt hätte.

Natürlich wollten wir uns auch persönlich sehen.
Wir verabredeten uns in Freiburg – zum Kaffee.
Und es war herrlich.
Alles war wie in unseren Gesprächen: offen, ehrlich, respektvoll und doch liebevoll,
mit jener sanften Distanz, die Vertrauen schafft.

Katrin war eine beeindruckende Frau, mit zwei Kindern,
die gerade aus einer schwierigen Ehe kam und in einer neuen, unsicheren Beziehung lebte.
Ich selbst hatte mich nur wenige Monate zuvor aus einer langen Beziehung gelöst.
Wir waren uns sofort sympathisch.
Sie hatte wunderschöne, vielversprechende Augen –
Augen, die von derselben Sehnsucht sprachen, die auch in mir lebte:
nach Verständnis, Zuneigung, Liebe und Klarheit.
Nach dem Gefühl, wirklich gesehen und verstanden zu werden.

Es folgten weitere Besuche.
Wir verbrachten eine Nacht und einen Tag miteinander –
nicht in körperlicher, sondern in seelischer Nähe.
Mit langen Gesprächen, die tief gingen,
und in denen ich Dinge über mich selbst erfuhr,
die mir bis dahin verborgen geblieben waren.

Einen dieser Tage verbrachten wir an einem alten Rheinarm,
nahe einem kleinen Wasserfall – ein Ort,
der für mich zu einem Wendepunkt werden sollte.

Denn diese Begegnung war eine Liebe ohne Körperlichkeit,
aber mit einer immens psychologischen und emotionalen Tiefe.
Eine Beziehung aus Worten, Wahrheit und Respekt,
in der wir beide uns gaben und nahmen –
ehrlich, verletzlich, menschlich.

Und dann kam der Satz, der mich bis heute begleitet.
Ein Satz von Katrin, den ich nie vergessen habe:

„Du bist nicht für ein Single-Dasein geschaffen.
Du bist im Grunde ein Familienmensch.
Eigentlich hättest du besser fünf Kinder bekommen sollen.“

Ich war tief berührt.
Und dieser Satz war nachhaltig –
wie alle, die mich gut kennen, bis heute wissen.