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Der Schlawiner und wilde Lieben

Die erste Liebe hatte Folgen. Tiefe Spuren.
Zwei Jahre lang herrschte in mir die Angst vor jeder neuen Bindung.
Ich wollte nichts mehr, was wehtun konnte. Keine Abhängigkeit, kein Herzklopfen, das sich wieder in Schmerz verwandelt.

Doch dann, mit neunzehn, verließ ich das Elternhaus – und fiel direkt hinein in eine Beziehung, die mehr auf Leidenschaft als auf Liebe beruhte.
Ich war noch nicht gefestigt, innerlich suchend, getrieben vom Wunsch nach Nähe, ohne zu wissen, was ich wirklich brauchte. Ich hatte der falschen Frau in die Augen gesehen.

Es folgte die erste Ehe – ein Ring am Finger, der sich anfühlte wie ein Versprechen, das ich selbst nicht verstand. Schon nach wenigen Wochen kam die Ernüchterung.
Nichts von dem, was ich mir von einer Beziehung erträumt hatte, erfüllte sich.
Von den Gefühlen meiner ersten großen Liebe war vielleicht ein Drittel geblieben – wenn überhaupt.

Es war, als hätte jemand die Seele aus der Liebe genommen und nur die Hülle zurückgelassen.
Ein lieber Mensch, ja, aber ohne Tiefe, ohne Verbundenheit.
Körperlichkeit war da, aber leer.
Nach kurzer Zeit folgte die Trennung – für mich eher Erleichterung, für sie ein tiefer Schmerz.
Zum ersten Mal in meinem Leben war ich derjenige, der Träume zerstörte.

Danach begann eine wilde Zeit. Jahre, in denen ich nach dem suchte, was ich einst gefühlt hatte – ohne zu wissen, dass ich es auf diese Weise nie wiederfinden würde.
Ich lernte viele Frauen kennen. Jede Begegnung begann wie ein kleines Feuerwerk – hell, aufregend, voller Hoffnung.
Aber oft endete es in Stille.
Unsere Leben, unsere Vorstellungen, unsere Worte – sie liefen nebeneinander her, ohne sich wirklich zu berühren.

In diesen Jahren verfiel ich dem Alkohol.
Er war Begleiter, Betäubung, manchmal sogar Ersatz für Zärtlichkeit.
Und doch, bei all den Abenden voller Lachen, Musik und Momenten der Nähe blieb eines immer gleich:
Die Sehnsucht.

Diese verdammte, unauslöschliche Sehnsucht nach der Liebe.
Nach jener Tiefe, die ich als Junge gespürt hatte.
Nach dem Gefühl, dass ein Kuss nicht nur Lippen, sondern Seelen verbindet.

Ich wusste, was mir fehlte. Mein Herz kannte den Unterschied zwischen einem Rausch und einer Begegnung, die alles verändert.

Und dann, an meinem Scheideweg, mit achtundzwanzig, sah ich sie.
Zum ersten Mal.

Ich schaute ihr in die Augen, musterte sie von Kopf bis Fuß – und in diesem einen Blick wusste ich:
Wenn du diese Frau wirklich willst, dann musst du dein Leben komplett umkrempeln.
Alles.
Ohne Ausnahme.